Hirndoping / Neuro-Enhancement

Hirndoping oder Neuro-Enhancement (englisch enhancement = Steigerung) bedeutet, dass Menschen rezeptpflichtige Medikamente ohne medizinischen Grund einnehmen, um ihre Leistungsfähigkeit in Beruf und Alltag zu steigern. Eine Untersuchung der DAK (2015) ergab, dass drei Millionen Deutsche schon einmal Medikamente ohne therapeutische Indikation eingenommen haben, um am Arbeitsplatz leistungsfähiger oder „besser drauf“ zu sein.

Dabei handelt es sich vor allem um folgende Substanzen:

  • Methylphenidat, das zu den Amphetaminen gehört. Der Wirkstoff (bekannt unter dem Handelsnamen Ritalin) ist sowohl für Kinder als auch Erwachsene mit einer Aufmerksamkeitsdefizit- und Hyperaktivitätsstörung (ADHS) zugelassen. Erhoffte Wirkung: Steigerung von Wachheit, Aufmerksamkeit und Konzentration.
  • Modafinil, zugelassen für Narkolepsie, eine neurologische Erkrankung, die mit extremer Schläfrigkeit einhergeht. Erhoffte Wirkung: siehe Methylphenidat.
  • Antidepressiva, also Mittel gegen Depressionen (vor allem der Wirkstoff Fluoxetin). Erhoffte Wirkung: Verbesserung des psychischen Wohlbefindens (Aktivierung, Stimmungsaufhellung).
  • Antidementiva, also Mittel zur Behandlung der Demenz (vor allem Piracetam). Erhoffte Wirkung: Steigerung der Gedächtnisleistung und Lernfähigkeit.
  • Betablocker, zugelassen zum Beispiel bei Bluthochdruck und Herzerkrankungen (vor allem Metoprolol). Erhoffte Wirkung: Verdrängung, Überwindung traumatischer Erlebnisse, Entspannung.

Schwere Nebenwirkungen

Außerdem kommen Koffein-Präparate sowie neu entwickelte Substanzen wie Ampakine („Gedächtnispillen“) oder neu für Hirndoping genutzte Substanzen (z.B. D-Cycloserin, eigentlich ein Antibiotikum) zum Einsatz. Oft zeigen aber alle diese Medikamente keine oder nur kurzfristige und minimale Effekte auf die kognitive Leistungsfähigkeit. Im Gegenteil kann diese sich sogar verschlechtern. Demgegenüber steht die Gefahr einer Abhängigkeit und anderer schwerer Nebenwirkungen bis hin zu Persönlichkeitsveränderungen.

Hirndoping - Was ist das? - Film 13 der Reihe Medikamente und Sucht

Seiteninfo

Text: Dr. med. Rüdiger Holzbach, Karen Hartig, Anke Nolte

Literaturempfehlung

Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen, (2011): Positionspapier der DHS zum Hirndoping
Online Verfügbar

DAK (2015): Gesundheitsreport 2015: "Update: Doping am Arbeitsplatz"
Online Verfügbar

Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen (Hrsg.) (2013): Medikamentenabhängigkeit. Hamm: 2013. (Suchtmedizinische Reihe; 5)