Medikamente im Beruf und im Straßenverkehr

Im Straßenverkehr stellen vor allem Beruhigungs-, Schlaf- und zentral wirkende Schmerzmittel eine Gefährdung der Verkehrssicherheit dar. Besonders riskant ist die Kombination von Medikamenten und Alkohol. Problematisch ist auch ein übermäßiger Gebrauch von Schmerz-, Schlaf- und Beruhigungsmitteln im Beruf. Stress und restriktive Bedingungen im Arbeitsleben fördern den Gebrauch von Medikamenten.

In der betrieblichen Suchthilfe und Gesundheitsförderung sind spezifische Konzepte zum Thema Medikamentenmissbrauch und -abhängigkeit gefordert.

Beruf

Arbeitsbedingungen mit großem Zeitdruck, hoher Arbeitsbelastung und geringen Entscheidungs- und Handlungsspielräumen, Verantwortung für andere Menschen oder hohe Sachwerte, starke körperliche und psychische Belastungen sowie Lärm, Schmutz oder Chemikaliendämpfe sind Faktoren, die in Zusammenhang mit einem erhöhten Medikamentenkonsum stehen. Im Arbeitsleben entsteht die widersprüchliche Situation, dass Medikamente die Leistungsfähigkeit trotz Beschwerden (z. B. Schmerzen oder Schlafstörungen) aufrechterhalten sollen. Dieses Verhalten wird bis zu einem gewissen Grad auch stillschweigend erwartet. Das Unterdrücken von Krankheitssymptomen birgt aber das Risiko einer Chronifizierung der Beschwerden und kann darüber hinaus eine Abhängigkeit nach sich ziehen. Der Missbrauch bzw. die Abhängigkeit von Medikamenten wird in der Regel nicht bemerkt, da sich die Betroffenen unauffällig verhalten.

Medikamente am Arbeitsplatz - ein Risiko? - Film 14 der Reihe Medikamente und Sucht

Straßenverkehr

Unter dem Einfluss von Alkohol oder anderen berauschenden Substanzen, zu denen die deutsche Rechtsprechung auch psychoaktive Medikamente zählt, ist das Führen eines Fahrzeuges nicht erlaubt. Je nach Schwere des Falls können Geld- und Freiheitsstrafen sowie der Entzug des Führerscheins drohen. Psychoaktive Medikamente sind z. B. Benzodiazepine, Z-Drugs, zentral wirksame Schmerzmittel und Psychopharmaka. Über die Gefahren des Medikamenteneinflusses auf die Fahrtüchtigkeit machen sich Menschen meist wenig Gedanken; Betroffene sind sich – ähnlich wie alkoholisierte Menschen – ihrer diesbezüglichen Einbußen selbst nicht unbedingt bewusst. Vor allem wird die Wirkungsdauer einiger Benzodiazepine unterschätzt.

Beim Medikamentenmissbrauch im Straßenverkehr liegt das Gefährdungspotenzial von Benzodiazepinen bei etwa einem zwei- bis fünffachen Risiko, einen Unfall mit Verletzten zu verursachen.

Ein zusätzliches Risiko stellt die Kombination von Alkoholkonsum und Medikamenteneinnahme durch die Potenzierung der Wirkungen dar.

Seiteninfo

Text: Dr. med. Rüdiger Holzbach, Karen Hartig

Literaturempfehlung

Berghaus, G.; Graß, H. (2003): Fahrsicherheit unter Arzneimitteltherapie. In: Madea, B.; Brinkmann, B.: Handbuch gerichtliche Medizin, Band 2. Berlin; Heidelberg; New York: Springer, 960-987.

Schulze, Horst et al. (2012): DRUID-Final Report: Work performed, main results and recommendations, Revision 2.0. Bergisch-Gladbach. Report im Internet

Pallenbach, Ernst (2009): Die stille Sucht. Missbrauch und Abhängigkeit von Arzneimitteln. Stuttgart: Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft.