Behandlung und Vorbeugung

Einer Abhängigkeit von Arzneimitteln lässt sich am wirksamsten vorbeugen, indem Ärzte, Apotheker, aber auch die Patienten darauf achten, dass die Medikamente richtig angewendet werden. Insbesondere bei Schlaf- und Beruhigungsmitteln können sich alle Beteiligten an der sogenannten 4K-Regel orientieren:

  • Klare Indikation: Das Medikament sollte nur eingenommen werden, wenn eine eindeutige medizinische Notwendigkeit besteht. In einem Gespräch mit der Ärztin, dem Arzt sollte das abgeklärt und alternative Behandlungsmöglichkeiten besprochen werden.
  • Kleinste notwendige Dosis: Nur so viel wie nötig – und so unbedingt so wenig wie möglich einnehmen. Kleinste notwendige Dosis mit dem Arzt besprechen.
  • Kurze Anwendung: Nur für kurze Zeit überbrückend das Medikament einnehmen. Maximal 14 Tage sind empfehlenswert
  • Kein schlagartiges Absetzen: Zur Vermeidung von Entzugserscheinungen nur langsam die Dosis verringern – mit ärztlicher Begleitung.

Weil die Kriterien einer klassischen Abhängigkeit häufig fehlen, nehmen sich die Patienten nicht als suchtkrank wahr und sind wenig motiviert, ihr Verhalten zu ändern. Deshalb kommt es bei Medikamentenabhängigen besonders auf die Gesprächskompetenz der Behandler und Berater an, Stichwort Motivierende Gesprächsführung. Sind die Patienten zu einem Entzug bereit, dürfen die Tabletten keinesfalls schlagartig abgesetzt werden, weil Entzugssymptome bis hin zu epileptischen Anfällen und Missempfindungen auftreten können.

Erster Ansprechpartner für die Betroffenen kann der Hausarzt sein, möglicherweise auch ein niedergelassener Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie. Über die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen ist es möglich, in ganz Deutschland nach Beratungseinrichtungen zu suchen. Oder man wendet sich an eine Suchtambulanz oder Suchtabteilung einer psychiatrischen Klinik. Den meisten Patienten geht es nach dem Entzug deutlich besser. Sie fühlen sich nun körperlich und seelisch fit genug, manche Probleme zu klären, die sie unter der dämpfenden Wirkung der Mittel nicht angehen konnten.

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Text: Anke Nolte

Literaturempfehlung

Bundesärztekammer (Hrsg.) (2007): Medikamente - schädlicher Gebrauch und Abhängigkeit. Leitfaden für die ärztliche Praxis. Köln.

Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen (Hrsg.): Jahrbuch Sucht. Lengerich: Pabst, erscheint jährlich.

Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen (Hrsg.) (2013): Medikamentenabhängigkeit. Hamm: 2013. (Suchtmedizinische Reihe; 5)

Nolte, Anke (2010). Vorsicht Suchtgefahr. Ein Interview mit Dr. Rüdiger Holzbach.
In: Bleibgesund. Herausgegeben von der AOK Westfalen-Lippe. 1/2010, S. 32-33.