Antidepressiva

Hochpotente Neuroleptika wirken bei Psychosen gegen Halluzinationen und Wahnideen, niedrig dosierte Mittel werden zur Dämpfung und Beruhigung eingesetzt. Auch bei geringer Dosierung von Neuroleptika können als Spätfolgen irreversible Dyskinesien (Zittern, Bewegungsunruhe, Wippen, Grimassieren) auftreten.

Zu den Antidepressiva gehören die klassischen trizyklischen Antidepressiva, Selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI), Selektive Noradrenalin- Wiederaufnahmehemmer (NSRI oder tetrazyklische Antidepressiva), das pflanzliche Mittel Johanniskraut, Melatonin-Rezeptor-Agonisten und MAO-Hemmer. Zum Teil werden auch atypische Neuroleptika und Mittel zur Phasenprophylaxe (z. B. Lithium) als Antidepressivum eingesetzt. Sie wirken mit unterschiedlicher Gewichtung stimmungsaufhellend, antriebssteigernd und/oder -dämpfend oder angstvermindernd.

Ihre Einsatzgebiete sind alle Formen depressiver Störungen sowie eine Reihe weiterer psychiatrischer Erkrankungen (z. B. generalisierte Angststörung), ebenso als ergänzende Therapie bei chronischen Schmerzen.

Ein abrupter Entzug von Selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmern kann zu Absetzsymptomen führen.

Das Spektrum möglicher unerwünschter Wirkungen bei Antidepressiva und Neuroleptika verlangt eine genaue Indikationsstellung und sorgfältige Überwachung der Therapie, bei der die Vorteile der Behandlung und ihre Nebenwirkungen genau abgewogen werden.

„Psychopharmaka“ ist der Sammelbegriff für alle Medikamente, die zur Behandlung gestörter psychischer Funktionen dienen. Zu den Psychopharmaka gehören hauptsächlich die Tranquilizer, Sedativa und Hypnotika, die Stimulanzien, Neuroleptika, Antidepressiva, Antidementiva und die sogenannten Phasenprophylaktika. Unter 5% der Bevölkerung nehmen täglich ein Psychopharmakon ein.

Antidepressiva (vor allem zur Behandlung von Depressionen, Ängsten, Zwängen) und Neuroleptika (v. a. zur Behandlung von Wahnvorstellungen und Halluzinationen) sind die wichtigsten Medikamente in der Behandlung psychischer Erkrankungen. Die dämpfende und schlafanstoßende Wirkung mancher dieser Medikamente wird insbesondere von Patienten, die von illegalen Drogen abhängig sind, missbraucht, um die Wirkungen der Drogen zu verstärken oder um Entzugserscheinungen zu mildern. Manche Antidepressiva werden auch von Gesunden als Stimmungsaufheller missbräuchlich eingesetzt.

Eine körperliche Abhängigkeit können diese Mittel nicht auslösen. Einige dieser Präparate müssen aber langsam ausgeschlichen werden, da Absetzeffekte auftreten (vor allem bei Selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmern), vergleichbar mit den körperlichen Anpassungsschwierigkeiten zu Beginn der Behandlung in Form von Nebenwirkungen.

Die Verschreibung von Antidepressiva hat sich in den letzten 20 Jahren mehr als verdoppelt. Dies geht überwiegend auf eine verbesserte Diagnostik und die höhere Akzeptanz einer entsprechenden Behandlung zurück. Diese Entwicklung ist zu begrüßen, da vor allem Benzodiazepine als rein symptomatische Behandlung falsch angewendet wurden.

Allerdings ist angesichts der deutlichen Zunahme der Verschreibungen von Psychopharmaka nicht auszuschließen, dass auch der missbräuchliche Einsatz zunimmt.

Antidepressiva - sicher anwenden und sicher absetzen - Film 11 der Reihe Medikamente und Sucht

Neuroleptika - Nutzen und Gefahren erklärt - Film 12 der Reihe Medikamente und Sucht

Seiteninfo

Text: Dr. med. Rüdiger Holzbach, Karen Hartig

Literaturempfehlung

Greve, Nils; Osterfeld, Margret; Diekmann, Barbara (2008): Umgang mit Psychopharmaka. Ein Patienten-Ratgeber. Bonn: Balance Buch- und Medienverlag.

Pabst, Alexander et al. (2010): Substanzkonsum und substanzbezogene Störungen: Ergebnisse des Epidemiologischen Suchtsurveys 2009. In: Sucht, 56(5), 327-336.