Sucht-Selbsthilfe und Selbsthilfegruppen

Die Selbsthilfe im Suchtbereich ist eine Hilfe für Betroffene von Betroffenen, und zwar vor, während und nach der professionellen therapeutischen und medizinischen Hilfe - und auch unabhängig davon. Sie ist ein eigenständiges Angebot und ergänzt die Palette der Angebote der Suchtkrankenhilfe entscheidend.

Die Unterstützung von und der Austausch mit anderen Betroffenen und Angehörigen hilft dabei, Abstinenz zu erlangen oder aufrecht zu erhalten. Andererseits kann die Sucht-Selbsthilfe auch motivierend auf Betroffene wirken, eine professionelle Hilfe und Behandlung in Anspruch zu nehmen. Der Austausch mit Personen, die Ähnliches durchmachen, kann auch dabei unterstützen, die begonnene und oft schwierige Behandlung durchzustehen. In der Suchtselbsthilfe lernen Betroffene, Suchtkranke und deren Angehörige, gemeinsam mit anderen, die Abhängigkeitsproblematik zu bewältigen. Ziele der Sucht-Selbsthilfe sind, Selbstheilungskräfte zu mobilisieren, die durch die Abhängigkeitserkrankung verloren gegangen sind.

Dass die Selbsthilfe einen immer höheren gesellschaftlichen Stellenwert bekommt, zeigt sich auch durch die Förderung der Selbsthilfe durch die gesetzlichen Krankenkassen und durch die Deutsche Rentenversicherung Bund.

Selbsthilfegruppen - Wie Betroffene sich unterstützen - Film 7 der Reihe Medikamente und Sucht

Selbsthilfegruppen

Abhängigkeitskranke, Angehörige und Mitbetroffene nehmen an den regelmäßigen Treffen von Sucht-Selbsthilfegruppen teil. Die Zahl der Sucht-Selbsthilfegruppen in Deutschland dürfte inzwischen die 10.000 übersteigen.

Die Teilnahme an einer Sucht-Selbsthilfegruppe nach einer Behandlung wird jedem Abhängigkeitskranken empfohlen. Sie hilft, die (wieder) einsetzenden Belastungen im Alltag zu verarbeiten und fördert auch die Wachsamkeit gegenüber Risiken eines erneuten Suchtmittelkonsums. Die Teilnahme an einer Sucht-Selbsthilfegruppe kann entscheidend bei der Vorbeugung von Rückfällen sein.

Für die Arbeit von Sucht-Selbsthilfegruppen gelten vier Prinzipien:

  • Betroffenheit der Beteiligten,
  • Vertraulichkeit,
  • Freiwilligkeit der Mitglieder,
  • alle sind Gleiche unter Gleichen.

Die Teilnehmer von Gruppen erleben im Austausch mit Gleichbetroffenen, dass sie mit ihren Erfahrungen nicht allein sind. In den Gruppen werden vielfältige Informationen weitergegeben. Durch die offenen Gespräche werden die Gruppenteilnehmerinnen und -teilnehmer mit der Zeit zu Experten/-innen in eigener Sache.
Durch die vertrauensvolle Atmosphäre in den Gruppen können auch die Auswirkungen der Abhängigkeit aufgearbeitet werden, z.B. dass unter der Krankheit Angehörige und Freunde mit gelitten haben. Betroffene wie Angehörige finden durch die regelmäßigen Gruppentreffen aus ihrer Isolation. Es entstehen häufig Kontakte und Bindungen durch die verschiedenen Aktivitäten.
Selbsthilfegruppen dienen nicht nur dem Austausch über die Erkrankung sondern auch freizeitlichen gemeinsamen Unternehmungen.

Es gibt viele Sucht-Selbsthilfegruppen, die offen sind für Betroffene mit Medikamentenproblemen.
Gruppen, nur für Menschen mit Medikamentenproblemen sind jedoch je nach Region nicht so verbreitet. Bei der Suche nach einer Gruppe ist es dahr sinnvoll, Kontakt mit den Ansprechpersonen der Selbsthilfegruppe aufzunehmen und sich zu informieren.
Zur Gründung einer Selbsthilfegruppe für die eigenen Bedürfnisse gibt die Broschüre "Gemeinsam mehr erreichen!" viele Hinweise und Tipps.

Sucht-Selbsthilfeverbände

Gruppen und Organisationen der Sucht-Selbsthilfe sind häufig in Verbänden organisiert. Die Bundesverbände kümmern sich  um die gemeinsamen Interessen ihrer Gruppen und Mitglieder. Die meisten der bundesweiten Verbände sind Mitglied in der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen (DHS).

Die sechs in der DHS organisierten Verbände der Sucht-Selbsthilfe sind:

Blaues Kreuz Suchtkrankenhilfe

Blaues Kreuz in der Evangelischen Kirche – Bundesverband e. V.

Freundeskreise für Suchtkrankenhilfe – Bundesverband e. V.

Guttempler in Deutschland 

Kreuzbund e. V. – Selbsthilfe- und Helfergemeinschaft für Suchtkranke und Angehörige

Bundesverband der Elternkreise suchtgefährdeter und suchtkranker Söhne und Töchter e.V.

Weitere Verbände der Sucht-Selbsthilfe sind z.B.:

Anonyme Alkoholiker 

Narcotics Anonymous

Suche nach Gruppen der Sucht-Selbsthilfe

Bei der Suche nach Sucht-Selbsthilfegruppen bekommen Betroffene und Angehörige Informationen bei den Krankenkassen, Selbsthilfekontaktstellen, der Nationalen Kontakt- und Informationsstelle zur Anregung und Unterstützung von Selbsthilfegruppen (NAKOS), Gesundheitsämtern, Gemeinden, Kirchen, Sozialdiensten, Krankenhäusern, Ärzten oder den bundesweiten Selbsthilfeorganisationen.

Seiteninfo

Text: Peter Raiser, Regina Müller