Z-Drugs

Hinter dem Begriff Z-Drugs verbergen sich neue Schlafmittel, deren Wirkstoffnamen sämtlich mit dem Buchstaben "Z" beginnen. Die bekanntesten sind Zolpidem, Zopiclon oder Zaleplon. Diese Wirkstoffe sind zwar chemisch gesehen keine Benzodiazepine, sie greifen aber an denselben Bindungsstellen (Rezeptoren) an wie die Benzodiazepine und sind auch in ihren pharmakologischen Wirkungen ganz ähnlich. Sie verstärken also auch die hemmenden GABA-Wirkungen im zentralen Nervensystem und werden daher - bisher jedenfalls - allesamt als Schlafmittel eingesetzt.

Zunächst herrschte der Eindruck vor, dass die Z-Drugs im Unterschied zu den Benzodiazepinen nicht zur Abhängigkeit führen. Wurden im Tierversuch sogenannte Benzodiazepinantagonisten (z. B. Flumazenil) bei Mäusen angewendet, die an Benzodiazepine gewöhnt waren, so konnten Entzugserscheinungen ausgelöst werden. Bei mit Zolpidem behandelten Mäusen wurden diese Entzugserscheinungen nicht gesehen. Daraus leitete man Unterschiede zwischen dem Abhängigkeitspotenzial von Benzodiazepinen und Z-Drugs ab. Mit Zopiclon konnten bei der gleichen Behandlung allerdings Entzugserscheinungen provoziert werden.

Die Non-Benzodiazepine wurden Anfang der 1990er Jahre zudem mit einem hohen Werbeaufwand eingeführt. Die Pharma-Vertreter berichteten aufgrund der damaligen Studienlage, dass die Non-Benzodiazepine nicht abhängig machen würden und nicht zuletzt deshalb eine gute Alternative zu den Benzodiazepinen wären, um Schlafstörungen zu behandeln. Diese Informationslage verwundert nicht, da bei den damaligen Untersuchungen Suchtpatienten ausgeschlossen waren und die zeitliche Gabe streng befristet war. Leider wissen deshalb bis heute viele Ärzte nicht, dass die Non-Benzodiazepine sehr wohl abhängig machen.

In der Zwischenzeit ist jedoch unstrittig, dass die auch als Benzodiazepinagonisten bezeichneten Z-Drugs ebenfalls nach längerer kontinuierlicher Einnahmedauer zur Abhängigkeit führen, möglicherweise ist das Risiko etwas geringer als bei den Benzodiazepinen. Bei einem Wechsel von Benzodiazepinen auf Z-Drugs wird die Gefahr, Entzugserscheinungen zu erleiden, aber aufrechterhalten bleiben, wenn die Substanzen abgesetzt werden. Z-Drugs sind daher kein probates Mittel, um z. B. einfacher von einer Benzodiazepinabhängigkeit loszukommen. Auch die immer wieder propagierte Möglichkeit der "Einnahme nach Notwendigkeit" (Intake on Demand) wird dann problematisch, wenn die einzelne Einnahmedauer zu lang wird (länger als 14 Tage oder 4 Wochen). Dann muss auch bei diesen Mitteln mit Absetzphänomenen oder Entzugserscheinungen gerechnet werden.

Die bekannten Z-Drugs Zopiclon, Zolpidem oder Zaleplon wirken alle relativ kurz - zwischen einer (Zaleplon) und zwei bis vier (Zolpidem) bzw. fünf Stunden (Zopiclon). Die sehr kurz wirkenden Mittel (dies gilt auch für die Benzodiazepine wie Triazolam) können dazu führen, dass die Schlafsuchenden im Laufe der Nacht aufwachen und eine weitere Tablette einnehmen, um weiterschlafen zu können. Hiermit steigt jedoch das Risiko für unerwünschte Wirkungen an (z. B. gestörter Gleichgewichtssinn und Einschränkungen der Muskelsteuerung). Bei Kindern, älteren Menschen und Patientinnen und Patienten mit Hirnschäden können die Mittel erregend wirken (sogenannte paradoxe Reaktionen). Es können dann auch Ruhelosigkeit, Wut oder Aggression auftreten. Wie bei den Benzodiazepinen kann das Erinnerungsvermögen beeinträchtigt sein, es kann auch zu schlafwandlerischen Zuständen kommen.

Da die Konzentrationsfähigkeit durch die Nachwirkung der Mittel eingeschränkt sein kann, sollten die Menschen nach der Einnahme bis zum nächsten Tag kein Fahrzeug lenken, keine Maschinen bedienen und keine Arbeit ohne sicheren Halt verrichten, um nicht sich oder andere zu gefährden.

Obwohl die Non-Benzodiazepine aufgrund ihrer chemischen Struktur nicht zu den Benzodiazepinen gehören, sind die Wirkung und die Folgen mit denen bei den Benzodiazepinen nahezu identisch. Die Abhängigkeitsproblematik bei den Z-Drugs wird aber häufig unterschätzt.

So hat zum Beispiel Hajak (2003) eine Literatursuche über alle publizierten Abhängigkeitsfälle von Z-Drugs durchgeführt und schloss aufgrund der 58 publizierten Fälle, dass in Anbetracht der Verschreibungshäufigkeit das Risiko gering sei. Hier darf erheblicher Zweifel an der Methodik bzw. der daraus gezogenen Schlussfolgerung angemeldet werden, da es sich von selbst versteht, dass maximal jede in Frage kommende Zeitschrift nur einen entsprechenden Beitrag publizieren wird. Bemerkenswert ist in diesem Fall, dass die Literaturarbeit mit Mitteln der Pharmaindustrie unterstützt wurde. Dem Autor dieses Artikels sind bereits mehr Fälle bekannt als die bisher publizierten.

Auch in den Behandlungsleitlinien substanzbezogener Störungen (Poser et al., 2006) wird das Abhängigkeitsrisiko der Non-Benzodiazepine im Vergleich zu den Benzodiazepinen niedriger eingestuft. Dies erklärt sich im Wesentlichen darüber, dass die Dosierung der Non-Benzodiazepine pro Tablette im Vergleich zu den üblichen Dosierungen bei den Benzodiazepinen niedriger ist.

Auch hier gilt im Wesentlichen das, was auch für die Benzodiazepine gilt. Die Z-Drugs sollten in jedem Fall umgestellt werden auf ein Benzodiazepin mit mittlerer Halbwertszeit, da die vergleichsweise kurze Wirkdauer der Z-Drugs im Entzug innerhalb von 24 Stunden sehr starke Wirkstoffschwankungen hervorruft und somit starke Entzugserscheinungen. Entzüge mit der schrittweisen Abdosierung von Non-Benzodiazepinen werden sonst nur schwerlich gelingen.

Bisher gibt es keine Erkenntnisse, dass sich die Prognose bei einer Abhängigkeit von Non-Benzodiazepinen wesentlich von derjenigen bei Benzodiazepinen unterscheidet.

Seiteninfo

Text: Prof. Dr. Gerd Glaeske, Dr. med. Rüdiger Holzbach, Daniela Boeschen

Literaturempfehlung

Bundesärztekammer (Hrsg.) (2007): Medikamente - schädlicher Gebrauch und Abhängigkeit. Leitfaden für die ärztliche Praxis. Köln.

AKB – Arzneimittelkursbuch 2010/2011 (2010). Fakten und Vergleiche für 17.000 Medikamente. Berlin: Arzneimittel-Verlags-GmbH.

Mutschler, Ernst et al. (2008): Arzneimittelwirkungen. Lehrbuch der Pharmakologie und Toxikologie. Stuttgart: Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft.

Hajak, G. et al. (2003): Abuse and dependence potential for the non-benzodiazepine hypnotics zolpidem and zopiclone. A review of case reports and epidemiological data. In: Addiction, 98(10), 1371-1378.

Poser, Wolfgang et al. (2006): Medikamentenabhängigkeit (Sedativa, Hypnotika, Analgetika, Psychostimulanzien). In: Schmidt, L.G. et al. (Hrsg.): Evidenzbasierte Suchtmedizin. Behandlungsleitlinie Substanzbezogene Störungen. Köln: Dt. Ärzte-Verlag, 271-307.

Holzbach, Rüdiger (2007): Mit Medikamenten in den Schlaf – Machen die Z-Drugs abhängig? In: Medical Tribune, 42(36), 16.

Fink, Torsten; Holzbach, Rüdiger; Haasen Christian (2004): Medikamentös gestützter Entzug bei einer Zolpidem-Abhängigkeit. In: Suchttherapie, 5(1), 21-23.