Medikamentensicherheit
Etwa 1,4 bis 1,5 Millionen Menschen sind von Medikamenten abhängig, manche Experten und Expertinnen gehen sogar von 1,9 Millionen Betroffene aus. Damit sind ebenso viele Menschen von Arzneimitteln abhängig wie von Alkohol. Bei den Medikamenten handelt es sich um viele unterschiedliche Wirkstoffgruppen, die aus ganz unterschiedlichen Gründen missbraucht werden (s. auch Gefährdete Personengruppen):
- Abführmittel: insbesondere von jungen Frauen missbraucht, um abzunehmen
- Amphetamine: missbraucht zur Leistungssteigerung
- Antidepressiva: ebenfalls missbraucht zur Leistungssteigerung
- Appetitzügler: in der Regel aus der Amphetamin-Familie, genutzt für übertriebene Abmagerungsziele
- Benzodiazepine (und die benzodiazepinähnlichen „Z-Drugs“): Schlaf- und Beruhigungsmittel werden häufig bei Störungen der Befindlichkeit missbraucht.
- Diuretika: missbraucht zur Gewichtsabnahme im Rahmen von Doping oder Essstörungen.
- Opioide: stark wirkende Schmerzmittel, mit denen Rausch- und Euphoriezustände erreicht werden sollen
- außerdem folgende rezeptfreie Mittel: Schmerzmittel (vor allem mit Koffein), Abführmittel, abschwellende Nasentropfen
Hauptproblem: Benzodiazepine
Meistens stecken hinter einer Medikamentenabhängigkeit Benzodiazepine oder verwandte Substanzen (Zolpidem und Zopiclon, sogenannte Z-Drugs). Das sind Schlaf- und Beruhigungsmittel, die sich zur kurzfristigen Linderung bei Spannungs- und Erregungszuständen, bei Ängsten, Schlafstörungen und Depressionen bewährt haben. Doch vielen Patienten und Patienten und auch manchen Ärzten und Ärztinnen und Apothekern und Apothekerinnen ist nicht bewusst, dass sich schon nach vier- bis sechswöchiger Einnahme eine Abhängigkeit einstellen kann. Die Patienten und Patientinnen wiegen sich in Sicherheit, weil das Medikament vom einem Arzt oder einer Ärztin verschrieben ist. Und für den einen oder anderen Arzt bzw. die ein oder andere Ärztin ist es oft naheliegender, bei bestimmten Symptomen ein gut wirksames Medikament zu verordnen, als ein Gespräch zu führen. Dafür fehlt oft die Zeit und die psychologische Kompetenz, einmal abgesehen davon, dass Gespräche schlecht honoriert werden.
Literaturempfehlung
Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen (Hrsg.): Jahrbuch Sucht. Lengerich: Pabst, erscheint jährlich.
Online verfügbar
Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen (Hrsg.) (2013): Medikamentenabhängigkeit. Hamm: 2013. (Suchtmedizinische Reihe; 5)
Online verfügbar