Wirkung von Medikamenten

Medicamentum (lat. Heilmittel)

„Alle Stoffe oder Stoffzusammensetzungen, die als Mittel mit Eigenschaften zur Heilung oder zur Verhütung menschlicher Krankheiten bestimmt sind, oder alle Stoffe oder Stoffzusammensetzungen, die im oder am menschlichen Körper verwendet oder einem Menschen verabreicht werden können, um entweder die menschlichen physiologischen Funktionen durch eine pharmakologische, immunologische oder metabolische Wirkung wiederherzustellen, zu korrigieren oder zu beeinflussen oder eine medizinische Diagnose zu erstellen.“ (Definition gemäß der Richtlinie 2001/83/EG des Europäischen Parlamentes und des Rates)

Die Risiken der Arzneimittelabhängigkeit bedürfen ebenso großer Aufmerksamkeit wie die der Abhängigkeit von Alkohol und illegalen Drogen.

Medikamente sind Arzneimittel, die zur Heilung, Vorbeugung oder Linderung von Krankheiten dienen. Neben dem unbestreitbaren und oft auch lebensrettenden Nutzen können Medikamente jedoch auch schaden, wie es das verkürzte Zitat „Die Dosis macht das Gift“ nach Paracelsus zum Ausdruck bringt. Bei der Anwendung von Medikamenten können auch unerwünschte Wirkungen auftreten (häufig werden die unerwünschten Wirkungen Nebenwirkungen genannt). Eine dieser möglichen unerwünschten Wirkungen ist eine Abhängigkeit. Etwa 4 bis 5% aller verordneten Medikamente besitzen ein eigenes Missbrauchs- oder Abhängigkeitspotenzial.

Anzeichen für die Verwendung von Arzneimitteln lassen sich bis in die Frühgeschichte der Menschheit zurückverfolgen. Pflanzliche, tierische und mineralische Stoffe wurden als Medikamente verwendet und ihre Wirkungen und Anwendungsgebiete im Laufe von Jahrhunderten nicht nur von Heilkundigen untersucht und beschrieben, sondern auch im Rahmen der Volksheilkunde überliefert. Berauschende und schmerzlindernde Stoffe fanden im medizinischen und im religiösen Rahmen Anwendung. Der Gebrauch dieser Mittel war – ähnlich den heutigen gesetzlichen und gesellschaftlichen Regeln im Umgang mit Abhängigkeit auslösenden Stoffen – durch kultische oder religiöse Überlieferungen geregelt.

Am Beispiel der Opiate lässt sich die Entwicklung der Heilmittelkunde gut nachvollziehen. Im 16. Jahrhundert führte Paracelsus das Opium (Laudanum) als pflanzliches Mittel zur Schmerzbehandlung ein. Anfang des 19. Jahrhunderts gelang es dem Paderborner Apotheker Friedrich Wilhelm Sertürner und dem Franzosen Armand Séguin unabhängig voneinander, das Morphin aus der Mohnpflanze zu isolieren. Dadurch wurde es möglich, ein Arzneimittel mit gleichbleibendem Wirkstoffgehalt zu erstellen. Die steigende Zahl an Morphinisten führte auf der Suche nach nicht abhängig machenden Schmerzmitteln zu chemisch abgewandelten Opiaten. 1898 wurde Diacetylmorphin als „Heroin“ eingeführt – und erst Jahre später das Suchtrisiko von Ärzten bemerkt.

Heute werden Arzneimittelwirkstoffe überwiegend synthetisch hergestellt. Die Risiken und Auswirkungen von Medikamenten mit Missbrauchs- bzw. Abhängigkeitspotenzial sind beträchtlich. Mit geschätzten 1,4 bis 1,5 Millionen Menschen gibt es in Deutschland fast ebenso viele Medikamenten- wie Alkoholabhängige.

Seiteninfo

Text: Dr. med. Rüdiger Holzbach, Karen Hartig

Literaturempfehlung

Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen (Hrsg.): Jahrbuch Sucht. Lengerich: Pabst, erscheint jährlich.

Müller-Jahncke, Wolf-Dieter; Friedrich, Christoph; Meyer, Ulrich (2004): Arzneimittelgeschichte. Stuttgart: Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft.