Kinder und Jugendliche

Medikamente wirken im noch nicht voll ausgereiften Organismus von Kindern und Jugendlichen anders als bei Erwachsenen. Dies sollte bei der Verordnung oder Selbstmedikation beachtet werden.

Kinder erhalten Medikamente fast immer durch Erwachsene. Diese haben daher eine besondere Verantwortung beim Umgang mit Medikamenten und sind hier auch Vorbild. Jugendliche experimentieren auch mit den Substanzwirkungen von Medikamenten (z. B. Grippemittel, Hustenmittel, coffeinhaltige Schmerzmittel) ebenso wie mit denen anderer Suchtstoffe wie Alkohol und illegalen Drogen.

Nach vorliegendem Erkenntnisstand werden Kindern psychoaktive Medikamente seltener als Erwachsenen verschrieben. Besonders umstritten dabei ist aber die Behandlung mit Amphetaminen bei AD(H)S.

Für den Gebrauch von Medikamenten durch Kinder und Jugendliche ergeben sich drei wesentliche Fragestellungen:

Zum einen werden Medikamente bisher nur in seltenen Fällen auf ihre Wirkung bei Kindern getestet. Die Auswirkungen der Medikamente auf den noch nicht voll entwickelten Organismus und somit auf die körperliche und geistige Entwicklung werden nicht systematisch gesammelt und die individuelle Dosierung bleibt den behandelnden Ärztinnen und Ärzten überlassen. Erst seit neuerem findet das Problem der sogenannten Off-Label-Verschreibungen – also außerhalb der formalen Zulassung – zunehmende Aufmerksamkeit in der Forschung.

Einen zweiten Aspekt stellt die Behandlung von Verhaltensauffälligkeiten bei Kindern dar. Hierzu gehört die emotional geführte Debatte über die Verordnung von Methylphenidat an Kinder mit einer Aufmerksamkeits- Defizit-Hyperaktivitäts-Störung.

Dritter Punkt ist die Entwicklung von Gesundheitsverhalten im Spektrum zwischen zweckmäßigem Gebrauch und unkritischem bis missbräuchlichem Einsatz von Arzneimitteln. Diesem Punkt kommt wesentliche Bedeutung zu. Mit Pubertätsbeginn lassen sich die Anfänge geschlechtsspezifischer Gebrauchsmuster und ein Anstieg des Gebrauchs von Schmerzmitteln und anderen psychoaktiven Medikamenten bei Mädchen aufzeigen. Im Zuge des Experimentierens mit Suchtmitteln wie Alkohol und illegalen Drogen im Jugendalter spielt auch der Missbrauch unterschiedlicher Medikamente eine nicht zu unterschätzende Rolle. In der DAK-Studie (2008) zu „Schülern im Stress“ gaben 12% der Eltern an, ihren gestressten Schulkindern häufig oder gelegentlich Medikamente zu geben; berücksichtigt man auch die Arzneimittel, die ohne Wissen der Eltern eingenommen werden, ist die Zahl wahrscheinlich noch höher.

Seiteninfo

Text: Dr. med. Rüdiger Holzbach, Karen Hartig

Literaturempfehlung

Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (Hrsg.) (2005): Arzneimittel. Unterrichtsmaterialien, Bausteine für die Suchtprävention in den Klassen 5 bis 10. Köln.
Online Verfügbar

Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (Hrsg.) (2008): Naschen + Arzneimittel - Grundschule Informationen und Bausteine für die Suchtprävention in der Grundschule. Köln.
Online Verfügbar

Thomasius, Rainer et al. (Hrsg.) (2009): Suchtstörungen im Kindes- und Jugendalter. Stuttgart: Schattauer.