Fort- und Weiterbildung
Statistisch gesehen begegnet ein niedergelassener Arzt oder einer niedergelassenen Ärztin mindestens einmal am Tag ein Patient oder eine Patientin mit einer Medikamentenabhängigkeit. Und einem weiteren Patienten oder einer weiteren Patientin, der oder die akut gefährdet ist, in eine Abhängigkeit zu geraten. Doch es ist nicht leicht, einen schädlichen Gebrauch zu erkennen – und einen Patienten und eine Patientin, der und die Medikamente missbraucht, zu einer Behandlung zu bewegen. Bei 10.000 verschreibungspflichtigen Arzneimitteln ist es für Ärzte und Ärztinnen zudem manchmal schwierig, das am besten geeignete Medikament auszuwählen und alle möglichen unerwünschten Nebenwirkungen im Auge zu behalten.
Ärzten und Ärztinnen – aber auch allen anderen Berufsgruppen, die in Beratung und Behandlung mit Menschen mit einer Medikamentenabhängigkeit zu tun haben – seien deshalb die wenigen Fortbildungsveranstaltungen angeraten, die es zu dem Thema gibt.
Im Rahmen dieser Veranstaltungen erfahren die Teilnehmerinnen und Teilnehmer, warum Menschen mit einer Medikamentenabhängigkeit „anders“ sind und wie sie Zugang zu diesen Patienten und Patientinnen über ein gemeinsames Krankheitsverständnis und Behandlungskonzept bekommen. Auch das pharmakologische Vorgehen im Entzug wird ausführlich dargestellt. Für Ärzte und Ärztinnen besteht zudem die Möglichkeit, sich im Rahmen von Qualitätszirkeln über das Thema zu informieren und austauschen. Bei größerem Interesse steht die Zusatzweiterbildung „Suchtmedizinische Grundversorgung“ der Ärztekammern zur Verfügung, die alle Suchterkrankungen umfasst und Voraussetzung ist für die Substitution von Menschen mit einer Opiatabhängigkeit.
Als schriftliche Arbeitshilfe hat die Bundesärztekammer einen Leitfaden zum Thema Medikamentenabhängigkeit entwickelt. Auch die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) e.V. hat mit Unterstützung der BARMER einen Leitfaden und ein Manual für Ärztinnen und Ärzte erarbeitet. Darin werden Kurzinterventionen bei Patientinnen und Patienten mit problematischem Konsum von Schlaf-, Schmerz- oder Beruhigungsmitteln vorgestellt. Denn der Missbrauch von Benzodiazepinen und deren Analoga stellt das Hauptproblem dar. Zudem ist Band 5 "Medikamentenabhängigkeit" der Suchtmedizinischen Reihe, herausgegeben von der DHS, verfügbar.
Literaturempfehlung
Bundesärztekammer (Hrsg.) (2007): Medikamente - schädlicher Gebrauch und Abhängigkeit. Leitfaden für die ärztliche Praxis. Köln.
Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen (Hrsg.) (2013): Kurzintervention bei Patientinnen und Patienten mit problematische Medikamentenkonsum von Schlaf-, Schmerz- und Beruhigungsmitteln. Leitfaden für Ärztinnen und Ärzte. Manual zum Leitfaden für Ärztinnen und Ärzte.
Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen (Hrsg.) (2013): Medikamentenabhängigkeit. Hamm: 2013. (Suchtmedizinische Reihe; 5)
Online verfügbar