Zahlen Daten Fakten

Bevölkerungsbezogene Daten

Prävalenz der Medikamentenabhängigkeit

  • 24,2 Millionen Menschen konsumieren Nichtopioid-Analgetika als häufigste Medikamentengruppe in Deutschland.
  • Die Missbrauchsprävalenz von Nichtopioid-Analgetika wird in Deutschland auf 6,4 % (3,2 Millionen Personen) geschätzt, im Rahmen von Selbstmedikation.
  • Der Anteil an Personen, die verschreibungspflichtige Opioid-Analgetika einnehmen, wird auf 2,1 % beziffert.
  • Analysen von Verordnungsdaten zeigen einen konstanten Anstieg der Gesamtverordnungen von Opioid-Analgetika über die letzten zehn Jahre.
  • Nach den Ergebnissen des Epidemiologischen Suchtsurvey 2021 liegt bei etwa 2,9 Millionen Personen ein problematischer Medikamentenkonsum vor.
  • Neben Opioid-Analgetika wird vor allem bei Hypnotika und Sedativa von einem problematischen Gebrauch ausgegangen, da diese aufgrund ihrer pharmakologischen Eigenschaften ein hohes Abhängigkeitspotenzial aufweisen.

Epidemiologischer Suchtsurvey

Prävalenz des Medikamentenkonsums in den letzten 12 Monaten im Jahr 2021 (Prozent)
12-Monats-PrävalenzGesamtMännerFrauen
Schmerzmittel71,664,678,9
Schlaf- und Beruhigungsmittel7,45,89,0
Anregungsmittel1,01,30,7
Appetitzügler0,50,20,7
Antidepressiva6,45,77,1
Neuroleptika1,61,61,6
Anabolika0,30,30,2
Mindestens ein Medikament174,067,281,0

1 Schmerzmittel, Schlaf-/Beruhigungsmittel, Anregungsmittel, Appetitzügler, Antidepressiva oder Neuroleptika.

Quelle: ESA-Survey (10.10.2023)

 

Prävalenz des Medikamentenkonsums in den letzten 12 Monaten im Jaht 2021 (Prozent)
wöchentliche Medikamenteneinnahme2GesamtMännerFrauen
Schmerzmittel17,814,821,0
Schlaf- und Beruhigungsmittel3,63,24,1
Anregungsmittel0,40,40,4
Appetitzügler0,40,20,6
Antidepressiva5,14,45,8
Neuroleptika1,21,41,1
Anabolika0,10,20,1
Mindestens ein Medikament123,119,626,8

1 Schmerzmittel, Schlaf-/Beruhigungsmittel, Anregungsmittel, Appetitzügler, Antidepressiva oder Neuroleptika.
2 bezogen auf die letzten 30 Tage

Quelle: ESA-Survey (10.10.2023)

 

Prävalenz des problematischen Medikamentenkonsums nach KFM1 in den letzten 12 Monaten im Jahr 2021 (Prozent)

Altersgruppen
 

Gesamt

18-20

21-2425-2930-3940-4950-5960-64
Gesamt
Gesamtbevölkerung5,74,05,56,04,96,64,96,2
Konsumierende28,06,58,18,36,89,06,99,5
Männer
Gesamtbevölkerung4,81,94,04,83,86,84,24,5
Konsumierende27,74,26,87,85,610,66,57,3
Frauen
Gesamtbevölkerung6,56,36,97,46,16,45,67,9
Konsumierende28,38,18,98,97,87,87,211,4

¹ Problematischer Konsum nach Kurzfragebogen zum Medikamentengebrauch (KFM); Schwellenwert >= 4.
2 Konsumenten und Konsumentinnen bezogen auf den Konsum von mind. 1 Medikament in den letzten 12 Monaten.

Quelle: ESA-Survey (10.10.2023)

 

Trend der Medikamentenabhängigkeit nach DSM-IV in den letzten 12 Monaten bei 18- bis 59-jährigen, 1995-2021 (Prozent)

Erhebungsjahr
Gesamt1995199720002003200620092012201520182021
Schmerzmittel1--2,2---3,0*-2,5-
Schlafmittel1--0,5---0,7*-0,3-
Beruhigungsmittel1--0,5---1,1*-0,4-
Männer
Schmerzmittel1--1,8---2,5-1,9-
Schlafmittel1--0,6---0,7*-0,3-
Beruhigungsmittel1--0,5---1,0*-0,5-
Frauen
Schmerzmittel1--2,7---3,4*-3,1-
Schlafmittel1--0,3---0,7*-0,3-
Beruhigungsmittel1--0,6---1,1*-0,3-

1 Abhänigkeit von Schmerzmitteln, Schlaf- und Beruhigungsmitteln nach Diagnostic and Statstical Manual of Mental Disorders (DSM-IV).
* Statistisch signifikanter Unterschied (p < 0,05) im Vergleich mit dem Jahr 2018. Logistische Regression zur Vorhersage der Prävalenzen mit Jahr (Referenz: 2018), Alter, (Geschlecht), Erhebungsmodus.
Gewichtete Prozent.

Quelle: ESA-Survey (10.10.2023)

 

Der „Epidemiologische Suchtsurvey“ (ESA) ist eine regelmäßig durchgeführte, repräsentative Erhebung zum Suchtmittelkonsum in der erwachsenen Bevölkerung Deutschlands. Im ESA werden Konsummuster verschiedener Suchtmittel (Alkohol, Tabak, Medikamente und illegale Drogen -> Link) erfasst. Bezogen auf den Konsum im höheren Lebensalter kann der Survey jedoch nur eingeschränkt Auskunft geben, da „60-64 Jahre“ die höchste untersuchte Altersgruppe darstellt. Aus zahlreichen Untersuchungen mit Menschen in höherem Lebensalter ist bekannt, dass Medikamentenbezogene Probleme im Durchschnitt häufiger vorkommen als im Erwachsenenalter bis 64 Jahren. Die verfügbaren Daten aus dem ESA unterschätzen die Verbreitung von Medikamentenabhängigkeit daher mit großer Wahrscheinlichkeit.

Medikamente - Absatzmengen

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Literaturempfehlung

Rauschert, C., Möckl, J., Wilms, N., Vetter, B., Olderbak, S., & Kraus, L. (2023). Kurzbericht Epidemiologischer Suchtsurvey 2021. Tabellenband: 483. IFT Institut für Therapieforschung.
Online verfügbar

Rauschert, C., Möckl, J., Seitz, N.-N., Wilms, N., Olderbak, S., & Kraus, L. (2022). Konsum psychoaktiver Substanzen in Deutschland – Ergebnisse des Epidemiologischen Suchtsurvey 2021. Deutsches Ärzteblatt, 119, 527-534. https://doi.org/10.3238/arztebl.m2022.0244

Rauschert C., Seitz N.-N., Olderbak S., Pogarell O., Dreischulte T., Kraus L. (2022) Abuse of
non-opioid analgesics in Germany: prevalence and associations among self-medi-
cated users. Front Psychiatry 2022; DOI: 10.3389/fpsyt.2022.864389

Buth S., Holzbach R., Martens MS., Neumann-Runde E., Meiners O., Verthein U. (2019) Problematische Medikation von Benzodiazepinen, Z-Substanzen und Opioid-Analgetika
Analyse von Verschreibungsdaten der Gesetzlichen Krankenversicherung der Jahre 2006–2016; DOI: 10.3238/arztebl.2019.0607

Soyka, Michael et al. (2005): Wo verstecken sich 1,9 Millionen Medikamentenabhängige? In: Nervenarzt, 76(1), 72-77.

Kraus, L., Pabst, A., Gomes de Matos, E. & Piontek, D. (2013). Kurzbericht Epidemiologischer Suchtsurvey 2012. Tabellenband: Prävalenz der Medikamenten-einnahme und medikamentenbezogener Störungen nach Geschlecht und Alter im Jahr 2012. München: IFT Institut für Therapieforschung.
Online Verfügbar

Glaeske, Gerd (2015): Medikamente 2013 - Psychotrope und andere Arzneimittel mit Missbrauchs- und Abhängigkeitspotenzial. In: Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen (Hrsg.): Jahrbuch Sucht 2015. Lengerich: Pabst

Bundesverband der Arzneimittelhersteller (B.A.H) (Hrsg.) (2014): Der Arzneimittelmarkt in Deutschland in Zahlen. Verordnungsmarkt und Selbstmedikation. 2013. 27. Auflage. Bonn.

Institut für medizinische Statistik (IMS) (2015): Der Pharmazeutische Markt Deutschland 2014. Frankfurt a.M.

Schwabe, Ulrich; Paffrath; Dieter (Hrsg.): Arzneiverordnungsreport. Berlin; Heidelberg: Springer. erscheint jährlich.

Glaeske, Gerd (2017): Medikamente 2015 - Psychotrope und andere Arzneimittel mit Missbrauchs- und Abhängigkeitspotential. In: Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen (Hrsg.): Jahrbuch Sucht 2017. Lengerich: Pabst.