Zentral wirksame Analgetika

Bei der Behandlung starker oder chronischer Schmerzen sind zentral wirksame Analgetika auf Opioidbasis unverzichtbar. Bei einer fachgerechten Schmerztherapie, die auf die seelische Komponente von Schmerz und Krankheit eingeht sowie die Suchtgefahr berücksichtigt, ist das Abhängigkeitsrisiko gering.

Bei nicht sachgemäßer Anwendung haben Opioidanalgetika ein hohes Suchtpotenzial und werden auch auf dem illegalen Markt gehandelt.

Die auf Gehirn- oder Rückenmarksebene, also „zentral“ wirkenden Schmerzmittel sind überwiegend Opiate oder daraus abgeleitete Medikamente. Im 19. Jahrhundert gelang es erstmals, aus dem Schlafmohn (Opium) Morphin zu isolieren. Seitdem wurden verschiedene Opiate und opiatähnliche Substanzen erforscht. Aus Morphin konnte Hydromorphon und Diacetylmorphin (Heroin) synthetisiert werden, aus Codein das Hydrocodein, Oxycodon und Buprenorphin. Vollsynthetische Opioide sind Dextromoramid, Dextropropoxyphen, Methadon, Levo-Methadon, Pentazocin, Pethidin, Piritramid, Tilidin, Tramadol (als Schmerzmittel) sowie Fentanyl, Alfentanil, Sufentanil und Remifentanil (als Narkosemittel). Opioide Wirkstoffe (z. B. Codein) finden darüber hinaus Verwendung in hustenstillenden Mitteln.

Aufgrund ihrer effektiven Wirkung gegen starke Schmerzen sind Opioide bis heute die wichtigsten Medikamente bei der Behandlung starker Schmerzen. Ein Abhängigkeitsrisiko besteht aufgrund ihrer psychischen Wirkung: Euphorisierung (starkes Glücksgefühl) und „angenehme Gleichgültigkeit“. Diese Nebenwirkungen sind bei den verschiedenen Präparaten unterschiedlich stark ausgeprägt und auch davon abhängig, wie schnell und in welcher Menge das Mittel das Gehirn „flutet“. Um eine gleichmäßige Dosierung des schmerzstillenden Wirkstoffs zu ermöglichen, sollten retardierte (d. h. in ihrer Wirkstoffabgabe verzögerte) Präparate sowie Pflaster verwendet werden.

Das Abhängigkeitspotenzial von Opiaten (gewonnen aus Schlafmohn) und Opioiden (opiatähnliche Substanzen) wird sehr kontrovers diskutiert. Schmerztherapeuten sehen bei fachgerechter Anwendung kein großes Risiko. Andererseits steht die Suchtmedizin immer wieder vor der Aufgabe, Betroffenen einer Suchtentwicklung beim Entzug von Schmerzmitteln zu helfen. Vor allem zwei Punkte sind bei der Anwendung zentral wirksamer Schmerzmittel zu beachten. Zum einen sollte keine Tropfenform verwendet werden, da diese durch die schnelle Wirkung eine deutliche Euphorisierung (starkes Glücksgefühl) auslöst, zum anderen ist ein ehrlicher Umgang mit sich selbst erforderlich: Geht es bei der Einnahme um die schmerzstillende oder um die psychische Wirkung (um beispielsweise besser mit der seelischen Belastung durch Schmerz und Krankheit zurechtzukommen)?

Seiteninfo

Text: Dr. med. Rüdiger Holzbach, Karen Hartig

Literaturempfehlung

Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen (Hrsg.) (o. J.): Schmerzmittel. Hamm. (Die Sucht und ihre Stoffe – Eine Informationsreihe über die gebräuchlichsten Suchtstoffe) 

Nobis, Hans-Günther; Rolke, Roman; Graf-Baumann, Toni (Hrsg.) (2012): Schmerz - eine Herausforderung. Informationen für Betroffene und Angehörige. Berlin; Heidelberg: Springer.