Peripher wirksame Analgetika

Peripher wirksame Analgetika werden vor allem zur Behandlung von Schmerzen, Fieber und Entzündungen eingesetzt. Der Missbrauch entsprechender Mittel führt zu dumpf drückenden Dauerkopfschmerzen und kann in einen Teufelskreis mit weiterem Konsum münden. Der langjährige Dauergebrauch großer Mengen von Schmerzmitteln kann verschiedene Organschäden bis hin zu einer Analgetika-Nephropathie (Nierenversagen) zur Folge haben. Akute Überdosierungen führen unter Umständen zu einem Leberversagen.

Medikamente mit einem einzelnen Wirkstoff sind gegenüber Kombinationspräparaten zu bevorzugen. In der Selbstmedikation sind Schmerzmittel für die kurzfristige Behandlung von gelegentlichen und schwachen bis mittleren Schmerzen geeignet. Bei andauernden Beschwerden sollte eine Ärztin oder ein Arzt aufgesucht werden.

Unter den 20 meistverkauften Medikamenten in Deutschland waren in den letzten Jahren jeweils sieben peripher wirkende Schmerzmittel – darunter alleine vier mit dem Wirkstoff Acetylsalicylsäure (ASS). Zu den wichtigsten Wirkstoffen dieser Kategorie zählen neben Acetylsalicylsäure (z. B. Aspirin®) Paracetamol (z. B. Paracetamol ratiopharm®), Diclofenac (Voltaren®) und Ibuprofen (z. B. Dolormin®). Diese Substanzen wirken schmerzstillend, fiebersenkend und teilweise auch entzündungshemmend. Sie werden vor allem bei gelegentlichen, leichten und mittleren Schmerzen empfohlen.

Bei regelmäßiger Einnahme dieser apothekenpflichtigen Schmerzmittel kann es zu einer paradoxen Reaktion kommen: Dann entstehen Schmerzen durch die häufige Einnahme der Schmerzmittel. Typischerweise treten sie in Form dumpf drückender Dauerkopfschmerzen auf. Untersuchungen zeigten, dass etwa 5 bis 8 % aller Kopfschmerzpatienten einen Medikamentenmissbrauch im Sinne einer zu häufigen oder zu hoch dosierten Eigentherapie betreiben, wobei Frauen fünfmal häufiger davon betroffen sind als Männer.

Besonders problematisch sind Kombinationspräparate, die neben dem schmerzstillenden Wirkstoff auch Coffein oder Codein enthalten. Coffein verleitet durch seine anregende Wirkung zu einem vermehrten Gebrauch der entsprechenden Mittel. Unter den meistverkauften Arzneimitteln in Deutschland befindet sich weiterhin ein kritisch zu bewertendes Kombinationsanalgetikum (Thomapyrin®).

Ein Missbrauch rezeptfreier Schmerzmittel kann im Bereich der Leistungssteigerung entstehen, ebenso rund um den Anspruch, bei Beschwerden in belastenden Arbeits- und Lebensbedingungen besser durchzuhalten. Die Gefahr liegt im Unterdrücken des Schmerzes als Warnsignal und der Verschlimmerung und/oder Chronifizierung der schmerzauslösenden Erkrankungen.

Obwohl diese Präparate bisher nicht rezeptpflichtig sind, können sie erhebliche Nebenwirkungen verursachen. So wird z. B. geschätzt, dass bei 10 bis 15 % der dialysepflichtigen Patientinnen und Patienten die Nierenschädigung auf den übermäßigen Gebrauch von Schmerzmitteln zurückgeht.

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Text: Dr. med. Rüdiger Holzbach, Karen Hartig

Literaturempfehlung

Katsarava, Z.; Zwarg, T.; Wallasch, T.-M. (2009): Medikamentenübergebrauch als Risikofaktor der Kopfschmerzchronifizierung. In: Nervenheilkunde, 28(6), 373-377.

Silverstein, Fred E. et al. (2000): Gastrointestinal toxicity with celecoxib vs nonsteroidal anti-inflammatory drugs for osteoarthritis and rheumatoid arthritis. The class study: A randomized trial. In: JAMA, 284(10), 1247-1255.